Gefäßverschlüsse im Auge
Gefäßverschlüsse im Auge
Die Durchblutung und Ernährung der Netzhaut (Retina) wird wie im gesamten Organismus durch Arterien und Venen realisiert. .
Die inneren Schichten der Netzhaut werden von der 0,1 Millimeter dicken Zentralarterie versorgt. Sie tritt mit dem Sehnerv ins Auge ein und verzweigt sich an der inneren Oberfläche der Netzhaut. Die etwas dickeren Netzhautvenen sind dunkelrot und können im Bereich der Papille pulsieren. Die Netzhaut selbst und die Wände aller Gefäße sind durchsichtig, im Augenspiegel ist lediglich die Blutsäule sichtbar. Der Augenhintergrund sieht auf Grund des Blutgehalts der Aderhaut rot aus.
Im Falle einer Unterbrechung des Blutflusses wird zwischen arteriellen und venösen Gefäßverschlüssen unterschieden.
Die Hauptschlagader im Auge ist die Zentralarterie, ihren Verschluss bezeichnet man als Zentralarterienverschluss (umgangssprachlich der "Sehsturz"). Die Hauptvene im Auge stellt die Zentralvene dar, deren Unterbrechung einen Zentralvenenverschluss (Zentralvenenthrombose) verursacht.
Beide Ereignisse sind mit einem rapiden und plötzlichen Sehverlust verbunden.
Der Zentralarterienverschluss
Der Zentralarterienverschluss tritt meist in den frühen Morgenstunden auf. Es handelt sich meist um ältere Patienten mit so genannten Gefäßrisikofaktoren wie z.B. Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Fettstoffwechselstörungen. Sollten Sie eine plötzliche Erblindung auf einem Auge bemerken, sollten Sie dringend der Augenarzt aufgesuchen. Ein Zentralarterienverschluß gilt als absoluter Notfall in der Augenheilkunde, denn mit jeder Stunde ohne Therapie wird die Heilung und damit die Wiederherstellung des Sehvermögens unwahrscheinlicher. Die Therapie besteht in einer Blutverdünnung (Lyse).
Venöse Gefässverschlüsse der Netzhaut
Der Durchfluss in Arterien wie Venen der Netzhaut kann durch Blutpfropfen oder krankhafte Veränderungen beeinträchtigt und vollständig verschlossen werden. Die Folge ist Sauerstoffmangel der Netzhaut, der zur Zerstörung der Sinneszellen und damit zum Sehverlust führen kann.
Beim häufigeren Verschluss von Netzhautvenen kann es zu massiven Blutungen in die Netzhaut mit schweren Folgeerscheinungen kommen.
Auftreten des Venenverschlusses der Netzhaut
Der Verschluss ist ein Infarkt der Netzhaut. Er kann die Zentralvene oder lediglich einen Seitenast betreffen.
Der Venenverschluss ist eine der wichtigsten Gefäßerkrankungen der Netzhaut und ein dramatisches Geschehen. Er ist eine der häufigsten Erblindungsursachen bei älteren Menschen.
Das Risiko einer Zentralvenenthrombose ist bei Männern größer als bei Frauen (60 Prozent bei Männern und 40 Prozent bei Frauen) und tritt vorwiegend in höherem Alter auf. Das Durchschnittsalter wurde in einer Studie mit 68,5 Jahren ermittelt. In 6 bis 17 Prozent der Fälle erkrankt später auch das zweite Auge.
Das Risiko ist vermindert bei Menschen, die sich viel bewegen. Bei Frauen verringert die Östrogensubstitution nach dem Wechsel das Risiko.
Ursachen
Durch Abflussstörungen von Venen in der Netzhaut kommt es zu plötzlich auftretenden oder allmählich einsetzender Sehverschlechterung.
Der Verschluss kann die Zentralvene betreffen (Zentralvenenverschluss), oder lediglich Venenäste.
Der Verschluss wird durch lokale Veränderungen der Gefäßwände, meist durch Sklerose verursacht, die durch hohen Blutdruck entstehen. Zudem können Veränderungen der Fließeigenschaften des Blutes (Dickflüssigkeit) einen Venenverschluss verursachen. Auch Einschnürungen der Venen behindern den Blutfluss. Bei jüngeren Frauen zählt auch die Einnahme von Kontrazeptiva (Pille) zu den Ursachen.
Beim Zentralvenenverschluss ist der Hauptstamm der Netzhautvene durch einen Thrombus verlegt.
Beim Venenastverschluss ist nur ein Ast der Netzhautvenen durch einen Thrombus verschlossen. Meist bleibt die zentrale Sehschärfe erhalten, ein Teil des Gesichtsfeldes fällt jedoch aus.
Oftmals treten Komplikationen auf, die die Sehschärfe unwiderbringlich beeinträchtigen können durch:
- Ausbildung von krankhaften Gefäßwucherungen der Netzhaut,
- Blutung in den Glaskörper und nachfolgende Netzhautablösung,
- Gefäßwucherungen in der Regenbogenhaut mit nachfolgendem Glaukom,
- Ödem der Makula.
Begünstigende Krankheiten (Risikofaktoren)
Hoher Blutdruck und erhöhter Augeninnendruck (Weitwinkelglaukom) begünstigen das Auftreten von Venenverschlüssen. Diabetes mellitus, kardiovaskuläre und periphere Gefäßerkrankungen, sowie erhöhte Blutfette gehören zu den begünstigenden Krankheiten.
Vorbeugung
Die Grunderkrankungen müssen frühzeitig diagnostiziert und einer geeigneten Behandlung zugeführt werden.
Beschwerden
Plötzliche oder allmählich einsetzende Sehverschlechterung ohne Schmerzen.
Diagnose
Untersuchung mit dem Augenspiegel (Ophthalmoskopie): Das Bild des Augenhintergrunds zeigt beim Venenastverschluss feine Blutungen, nach dem Stau ist die Vene stark geschlängelt und dicker. Beim vollständigen Verschluss breiten sich die Blutungen in der Nervenfaserschicht der Netzhaut aus. Besteht eine Minderdurchblutung, sind weißliche, so genannte Cotton-wool-Areale zu erkennen.
Beim Zentralvenenverschluss sind alle Venen prall erweitert und geschlängelt. Streifige Blutungen über den gesamten Augenhintergrund und das geschwollene Gewebe von Ödemen an Papille und Makula sind erkennbar.
Die Fluoreszenz-Angiografie zeigt Verschlusszonen der Kapillargefäße. Blutungen ins umliegende Gewebe sind durch den Austritt des zugesetzten Farbstoffs ins umliegende Gewebe erkennbar.
Je schlechter die Ausgangs-Sehfähigkeit ist, desto wahrscheinlicher geht die Erkrankung mit einer Sauerstoffunterversorgung der Netzhaut einher.
Behandlung
Der Blutdruck muss medikamentös normalisiert und die zugrunde liegenden Allgemeinerkrankungen müssen behandelt werden.
Nur bei jedem zehnten Patienten erholte sich das Sehvermögen mit der herkömmlichen Therapie, die anderen Patienten müssen mit der Erblindung des betroffenen Auges rechnen.
Sekundäre Komplikationen konnten früher nur durch eine rechtzeitige Laserphotokoagulation aufgehalten werden: Nicht durchblutete Gefäßstellen werden mit dem Laser verödet. In schwereren Fällen wird die gesamte Netzhaut mit einem Gitter von Laserkoagulationen überzogen. Ein neues operatives Therapieverfahren kann heute einigen Patienten helfen, ihr Sehvermögen zumindest teilweise wiederzuerlangen.