Das Trockene Auge

Aufbau und Funktion der Hornhaut

Die Hornhaut ist das kristallklare Fenster vorn am Auge, durch das man die farbige Iris (Regenbogenhaut) und die schwarze Pupille sieht.
Die Hornhaut hat drei Hauptaufgaben bzw. Eigenschaften:

  1. Durchsichtigkeit, um den Lichtstrahlen unbehinderten Eingang in das Auge und zur Netzhaut zu gewährleisten, damit man sehen kann.
  2. Wölbung, damit sie die notwendige Brechkraft erhält, um (zusammen mit der Augenlinse) das Bild der Außenwelt scharf auf unserer Netzhaut abzubilden.
  3. Festigkeit, weil sie durchgehender Bestandteil der äußeren schützenden und formgebenden Hülle des Augapfels ist (der übrige, weiße und undurchsichtige Anteil heißt Lederhaut).

Der Tränenfilm macht die Hornhautoberfläche spiegelglatt, wie es für die Erzeugung eines scharfen Bildes unerlässlich ist. Er wirkt auch als Gleitfilm und schützt die Hornhaut vor Austrocknung.

Es gibt zwei Arten von "Tränen":

Es gibt Tränen, die das Auge befeuchten und einen natürlichen Schutzfilm auf der Oberfläche des Auges darstellen und so verhindern, dass die Augenlider auf dem Augapfel reiben. Diese Tränen werden fortlaufend gebildet. Außerdem gibt es Tränen, die nur dann gebildet werden, wenn z.B. ein Fremdkörper das Auge reizt, oder ausgeprägte Emotionen zum Weinen führen.

Bei vielen Menschen ist die Fähigkeit, die erste Art von natürlichen Tränen zu bilden, stark vermindert. Typische Symptome dieses Zustandes sind eine erhöhte Empfindlichkeit des Auges gegenüber verschiedenen äußeren Reizen, wie z.B. gegen trockene Luft und Zigarettenrauch, Wind oder starken Lichteinfall. Die Patienten klagen häufig über ein Gefühl, als hätten sie Sand in den Augen. Gelegentlich kommt es auch zu einem vorübergehenden Verschwommensehen, dass durch verstärktes Zwinkern beseitigt werden kann. Besonders morgens bereitet es dem Patienten mit zu trockenem Auge oft Schwierigkeiten, die Augenlider zu öffnen. Probleme mit Kontaktlinsen können durch ein zu trockenes Auge ausgelöst werden und so das Tragen von Kontaktlinsen unmöglich machen.

Es ist kein Widerspruch, dass bei Patienten, die ein zu trockenes Auge haben, zeitweise ein vermehrter Tränenfluss beobachtet wird. Die Ursache liegt darin, dass Patienten mit dem Syndrom des trockenen Auges die oben beschriebene zweite Art von Tränen verstärkt bilden können, um damit dem Zustand der verstärkten Reizbarkeit ihres Auges entgegenzuwirken. Es besteht ein Teufelskreis: Trockenes Auge - vermehrte Reizung - dadurch reaktiv erhöhter Tränenfluss: Dies ist ein häufig zu beobachtender Zustand.


Diagnose des trockenen Auges

Zunächst ist die genaue Schilderung der Symptome erforderlich, um zu entscheiden welche Tests notwendig werden. Dazu haben wir einen speziellen Anamnesebogen ausgearbeitet.
Die Ursachen eines zu trockenen Auges sind vielfältig:
Zum einen lässt die primäre Tränenbildung im Alter mehr und mehr nach. Besonders bei Frauen nach der Menopause tritt sie gehäuft auf. Sie kann aber bei Männern und Frauen jeden Alters vorkommen.

Wichtige Erkrankungen, die ein trockenes Auge hervorrufen können sind:

  • Diabetes mellitus
  • rheumatologische Erkrankungen
  • Gicht
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Asthma
  • Hauterkrankungen wie Neurodermitis
  • Schwangerschaft
  • Infektionserkrankungen, Allergien

Diese Erkrankungen sind durch den Internisten auszuschließen. Diese Krankheiten können manchmal ein trockenes Auge hervorrufen, ihre Behandlung bringt dann in den meisten Fällen Besserung.

Aber auch besondere Verhältnisse am Auge können mit einem trockenen Auge verbunden sein. Dazu gehören:

  • Kontaktlinsentragen
  • Augenoperationen
  • Verätzungen oder Verbrennungen
  • Augenmedikamente, Kosmetika

Weitere Ursachen für ein trockenes Auge sind Arbeitzplatzbedingungen (Autofahren, Bildschirmtätigkeit), Freizeitaktivitäten (Rauchen, Sauna) oder bestimmte allgemeine Medikamente (Blutdruckmittel, Kortison u.a.). 
Nachdem wir Sie genau befragt haben, müssen die Augen genau untersucht werden, um festzustellen, um welche Form des Trockenen Auges es sich handelt:

Untersuchungsablauf Trockenes Auge

Eine Vielzahl von Untersuchungen helfen dem Augenarzt

1. Sehschulstatus
2. Endothelzellmikroskopie / Pachymetrie
3. Hornhautausmessung
4. Inspektion des äußeren Auges
5. Visusbestimmung
6. Spaltlampenuntersuchung
7. Schirmertest
8. BUT (break up time)
9. Lidkantenparallele konjunktivale Falten (LIPCOFs)

Ihr Augenarzt kann durch den so genannten Schirmer Test die Tränenproduktion messen und damit feststellen, ob ein trockenes Auge vorliegt. Normalwerte sind innerhalb von 5 Minuten 15 mm Tränenflüssigkeit auf dem Schirmerpapier. Durch Bestimmung der Tränenaufreisszeit kann er feststellen, ob der Fettanteil im Tränenfilm normal ist. Normal liegt die Tränenaufreisszeit bei 10 sec.

Die Break up time entspricht der Tränenfilmaufrisszeit. Mit der BUT lässt sich die Stabilität des Tränenfilms abschätzen. Sie ist bei Störungen des Lipidfilmes und Störungen der Muzinschicht verkürzt.

Das Vorliegen von lLidkantenparallelen konjunktivalen Falten (LIPCOFs) ist schließlich ein hochsensibler Indikator für das Vorliegen eines Trockenen Auges.

Behandlung des zu trockenen Auges

In jedem Fall sollte bei einer bestehenden Grunderkrankung die Behandlung dieser erfolgen.
Umweltreize (z.B. Nikotinreduktion) sollten vermieden werden, Arbeitsplatzbedingungen in gleicher Weise verändert oder optimiert (z.B. Raumluftbefeuchter) werden. Ihr Augenarzt wird Sie diesbezüglich beraten. Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr sollte geachtet werden. Falls eine Fehlsichtigkeit besteht, sollte diese ausgeglichen werden.

Die medikamentöse Therapie besteht primär in der Gabe von künstlichen Tränen.
Es gibt eine ganze Anzahl von Medikamenten, die den fehlenden Tränenfilm am Auge ersetzen können. Häufig müssen verschiedene Medikamente (Tropfen, Salben, Gelees) versucht werden, um einen dauerhaften Erfolg zu erzielen. Die Häufigkeit der Anwendung dieser Medikamente ist unterschiedlich. Manchmal reichen zwei Anwendungen täglich, in anderen Fällen muß die Behandlung am Auge mehrmals stündlich durchgeführt werden, um einen ausreichenden künstlichen Schutzfilm auf der Oberfläche des Auges zu bilden. Da es sich bei der Erkrankung in den meisten Fällen um eine langwierige Therapie handelt, empfiehlt es sich konservierungsfreie Tränenersatzpräparate zu benutzen.



In Ausnahmefällen kann der Verschluss des Tränenpünktchens, durch das normalerweise der Abtransport des auf der Oberfläche des Auges befindlichen Flüssigkeitsfilms bewerkstelligt wird, zum Erfolg führen.

In extremen Fällen kann es notwendig sein, dass eine Brille mit Seitenschutz getragen werden muß, die die Austrocknung des Auges verhindert.